Vorwort vom Aladin-Team
Dieser Blogbeitrag dient dazu, unser und Eure Wissen über die arabische Kultur und all deren Aspekte mit der ganzen Welt zu teilen, um ein besseres Verständnis zwischen Menschen zu schaffen. Hier kann jede/r mit allen Lesern*Innen ihre/seine Erfahrungen sei es im arabischen Raum oder generell mit arabischsprachigen Menschen teilen. Falls Du Kontakt zur arabischen Kultur irgendwie hattest, egal in welcher Art, dann heißt es, dass auch Du etwas zum erzählen hast. Also schreibe einen Absatz oder einen Text und schicke ihn uns über folgende E-Mail-Adresse: wunderlampe@aladin-institut.de, damit jede/r davon etwas lernen kann.
Unterwegs im arabischen Raum...
Mein Leben in einer "trinationalen" Familie, von Sarra
«Hallo, ich heiße Sarra, geboren bin ich in München, meine Mutter ist Amerikanerin, mein Vater Tunesier. Erst im Kindergarten habe ich die deutsche Sprache gelernt, nach und nach dann viel der deutschen Kultur. Während meine deutschen Klassenkameraden in den Weihnachtsferien zu ihren Großeltern huschten, blieben meine muslimischen Freundinnen und ich zurück im Alltag. Die Ferien waren eher etwas langweiliges, denn die Verwandten waren weit weg und besuchen würden wir diese erst wieder im Sommer. Für unsere Familie hat das weihnachtliche Fest keine große Bedeutung gehabt. Aber egal ob nun mit oder ohne Feier habe ich mich dennoch über meine Geschenke sehr gefreut. Diese kamen jedoch immer mit reichlich Verspätung mit der Post aus den USA, denn meine Verwandten dort haben
immer etwas geschickt. Noch heute bin ich aber froh, dass mir als Kind kein Märchen erzählt wurden, dass das Christkind die Geschenke bringen würde. Stattdessen war es einfach eine ruhige oder besinnliche Zeit sich gegenseitig zu helfen. Während meine deutschen Freunde an Heilig Abend „stille Nacht, heilige Nacht“ sangen und gar in die Kirche gingen, sangen mein Bruder und ich am Heiligen Abend „Familie Brand“ von den Toten Hosen. Das wiederum mochte dann weder meine christliche Mutter noch mein muslimischer Vater. Aber rebellisch war dann doch jeder einmal in seiner Jugend, egal aus welcher Kultur.
Meine Sommerferien haben wir dann immer bei den Verwandten verbracht, dadurch wurde Fliegen zur Norm. Erst als Erwachsener habe ich gemerkt, dass gleichaltrige noch kaum oder nie geflogen waren und erst recht nicht außerhalb von Europa. Im Haus meiner Tante in Tunesien gab es dann immer gleich ein Willkommensfestmahl und es gab beim wahrsten Sinne des Wortes immer reichlich zu essen. Natürlich haben wir ganz brav – oder besser „deutsch?“ – unseren Teller leer gegessen ohne zu ahnen, dass die liebe Tante uns gleich noch eine „Nein, danke“-Portion auftischen würde. Natürlich hat unser Vater dabei vergessen uns die arabische Kultur zur erklären, denn wir gehörten ja irgendwie dazu und mussten diese nicht erlernen. Dennoch ist es nicht leicht als Migrant zweiter Generation in Deutschland, denn deutsche bin ich nicht, Tunesierin auch nicht und Amerikanerin wohl kaum. Was meine Eltern damit aber geleistet haben erfüllt mich heute mit Stolz. Ja, als Gastarbeiter oder Wiederkehrer haben sie sich in diese fremde deutsche Kultur getraut, hier ein gemeinsames Leben angefangen und täglich die deutsche Sprache gemeistert. Gerade wegen dieser Konstellation fällt es mir heute sehr leicht mich in die Situationen anderer zu versetzen. Es förderte meine Toleranz und mein Einfühlungsvermögen und prägte mich in dessen wer ich heute bin: Die Summe all dessen was vor mir geschah.
In diesem Sinne vielen Dank an dem Aladin-Institut für diese Möglichkeit.»
Eure Sarra, 17.05.2022
Eindrücke und interkulturelle Kenntnisse, von Valeska
«Man hört oft von diesen sagenumwobenen “kulturellen Unterschieden”, aber auf was bezieht man sich damit überhaupt?
Wenn man über seine eigene Kultur nachdenkt, ist einem oft gar nicht bewusst, was z. B. die deutsche Kultur ausmacht. Erst wenn man wirklich andere Orte bereist, wird es etwas greifbarer.
Ich hatte das große Glück, während meinem Auslandsaufenthalt in Spanien zwei Marokkanerinnen kennenzulernen. Ich wollte schon seit Jahren nach Marokko reisen, durch ihre vielen Erzählungen wurde der Wunsch immer noch größer. Im März 2020 ging es dann nach Marrakesch, wo ich von der Familie meiner Freundin herzlich empfangen wurde. Es war extrem aufschlussreich, ihr Haus von innen zu sehen, denn allein die Architektur ist schon komplett unterschiedlich. Die Araber lieben Feste und große Zusammenkünfte, weswegen jede Familie, die die finanziellen Mittel besitzt, das meiste in einen großen Teesalon investiert. Ich habe mich sofort in diesen wunderschönen, liebevoll gestalteten Raum verliebt! Ihre Mutter hat uns jeden Tag das Essen serviert und den Tisch gedeckt, für mich war das sehr ungewohnt. Wir sind nach dem Essen einfach aufgestanden und haben das ganze Chaos auf dem Tisch zurückgelassen. Bei mir daheim - undenkbar. Alle waren mir gegenüber sehr aufgeschlossen. Als ich erzählt habe, dass ich Arabisch lerne, haben sie sich sehr gefreut und sich bemüht, mit mir Hocharabisch zu sprechen
Mit der Familie ist man sehr nah, man unterstützt sich wirklich immer und erzählt alles. Na ja - also fast alles. Eine Sache, die ich nur sehr schwer nachvollziehen kann, ist der Umgang mit der Liebe. Wenn ein Mädchen einen Freund hat, wird das verheimlicht, zumindest vor den männlichen Familienangehörigen. Denn diese dürfen davon nichts wissen. Die Mütter, Tanten und Cousinen wissen normalerweise von der Beziehung, aber sie halten dicht, damit der Vater unwissend bleibt. Das heißt leider auch, dass die jungen Frauen zu Notlügen greifen müssen, die verbrachte Zeit mit dem Freund muss verschleiert werden und es werden Lerngruppen oder Freundinnen daraus.
Dem Ruf der außerordentlichen Gastfreundschaft kommen die Menschen auf jeden Fall nach, ich wünschte, andere Kulturen würden sich davon inspirieren lassen.
Ich wurde von meiner anderen Freundin zu einem Familienessen eingeladen, wo ich ihre Eltern, ihre Cousinen und Tanten kennengelernt habe. Obwohl ich “die Fremde” war, fühlte ich mich sofort wohl. Alle haben das Gespräch gesucht und sich ernsthaft für mich interessiert. Die Feier fand in ihrem ebenfalls beeindruckenden "Teesalon" statt. Man wäre wirklich stundenlang beschäftigt, würde man alle Details wahrnehmen wollen. Als Hauptspeise gab es typischen arabischen Couscous mit Fleisch und Gemüse, dazu wurde Laban getrunken. Mit dieser Kombination konnte ich mich ehrlich gesagt nicht anfreunden.
Ich habe noch nie so eine große Portion Essen auf einmal gesehen. Dieser Teller wurde in die Mitte des Tisches gestellt und jeder hat sich genommen, was er wollte. Mir zuliebe haben die meisten Besteck verwendet, typischerweise wird einfach mit der Hand gegessen.
Wenn man nicht gerade in einer mehrsprachigen Familie aufwächst, ist es in Deutschland nicht üblich, mehrere Sprachen oberhalb des Schulniveaus zu sprechen. Wenn man in den arabischen Ländern mit dem Privileg der Bildung aufwächst, ist es keine Seltenheit, mehrere Sprachen fast muttersprachlich zu beherrschen. Meiner Meinung nach sind Sprachkenntnisse eines der größten Geschenke, das man als Kind erhalten kann.
So einen perfekt geregelten Straßenverkehr wie in Deutschland wird man hier bestimmt nicht finden. Auf den Straßen geht es, aus meinen Augen, wild zu. Ich habe mich amüsiert an meine Zeiten als Schulkind erinnert, als meine Freundin mich an die Hand genommen hat, als wir die Straße überqueren mussten.
Das Hauptverkehrsmittel sind Taxis, sie sind billig und am sichersten. Während wir hier mehrmals am Tag mit dem Taxi gefahren sind, ist das in Deutschland ein Luxusgut, das ich nicht bereit bin, zu bezahlen.
In Deutschland ist ein Fahrrad oder ein Mofa ein Verkehrsmittel um von A nach O zu kommen. Die Leute dort transportieren gefühlt mehr mit ihnen als in einen extra geräumigen SUV passt.
Ein weiteres unverwechselbares Ereignis ist der Besuch des Souks, der berühmten arabischen Märkte. In diesen Ländern gibt es zwar zunehmend auch große Supermärkte, jedoch kaufen die meisten Menschen, egal ob arm oder reich, den Großteil ihrer Nahrungsmittel auf dem Souk. Dort findet man wirklich alles und noch viel mehr Gegenstände, von denen man gar nicht wusste, dass sie existieren.
Die engen Gassen, die Straßenkatzen, die überall herum huschen und die lockenden Rufe der Verkäufer. Man sieht überall die typischen farbenfrohen Laternen, nimmt die Gerüche der unterschiedlichen Speisen wahr und ist inmitten des geschäftigen Treibens der Menschen. Das sind die wahrhaft authentischen Einblicke in das arabische Alltagsleben.
Kein Bild, Video oder Erfahrungsbericht kommt annäherungsweise an die Beschreibung dieses Ambiente heran. Das muss man einfach selbst erleben.
Obwohl ich bis jetzt nur wenig Zeit in einem arabischen Land verbracht habe, kam ich zurück mit unvergesslichen Eindrücken und Lust nach mehr. Ich kann jedem nur ans Herz legen, dieses Abenteuer zu wagen! Ich kann es kaum erwarten, die arabische Kultur und die Menschen weiter kennenzulernen.
Meine nächste Reise ist auch schon geplant, nämlich die Arabischsprachreise nach Tunesien mit dem Aladin-Institut. Hachem hat mir viel von seinem Heimatland und dessen Zauber berichtet und mir faszinierende Bilder unterschiedlicher Gegenden gezeigt. Jetzt möchte ich das Land nicht nur von Fotos kennen, sondern mit meinen eigenen Sinnen hautnah erleben.»
Valeska Kolbe, 11.08.2022
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Katar - Ein Land voller Überraschungen
Im Jahr 2018 hatte ich die einmalige Gelegenheit, das Land Katar mit meiner Familie zu bereisen.
Schon auf dem Weg vom Flughafen zu unseren Bekannten, bei denen wir übernachtet haben, bin ich beeindruckt von den hochragenden Gebäuden, die ich aus dem Fenster erspähen kann. Nachdem wir uns eine Nacht gut ausgeschlafen haben, kann ich es kaum erwarten, die Gegend zu erkunden.
Katar ist mit 2,67 Mio. Einwohnern ein sehr überschaubares Land, was den Vorteil hat, dass man innerhalb von ein paar Stunden das ganze Land durchqueren kann.
Die meisten Sehenswürdigkeiten gibt es in Doha, der Hauptstadt von Katar. Bei der Gestaltung der Stadt wurde nichts dem Zufall überlassen, überall findet man kleine Details, jede Ecke ist liebevoll gestaltet.
Katar ist nicht so touristisch geprägt wie zum Beispiel Dubai, bietet aber genauso spektakuläre Wolkenkratzer. Die Stadt ist im Wandel, überall wird gebaut, unter anderem auch die künstliche Insel The Pearl, durch deren Stadtviertel man entspannt schlendern kann. Auch die Architektur der Universität ist beeindruckend, ich habe noch nie eine so moderne und gleichzeitig einladende Bibliothek gesehen.
In der Hauptstadt wird viel Wert auf grüne Erholungsgebiete gelegt, weswegen es viele wunderschöne Parkanlagen gibt, die zum Flanieren und Entspannen einladen. Ein großer Vorteil ist, dass es überall saubere, gepflegte und moderne Toilettenanlagen gibt. Die Reinigungskräfte sind sehr zuvorkommend und freuen sich über Dein Lächeln als Dank.
Natürlich gibt es auch in Doha einen arabischen Markt, nämlich den Souq Waqif, den man am besten nicht nur einmal besucht. Für kleines Geld zaubern die Köche dort köstliche arabische Speisen und die Verkäufer sind alle sehr herzlich und gesprächig. Der Falke ist der Nationalvogel von Katar, es gibt sogar einen abgetrennten Bereich für Tier auf dem Souk. Dort kann man verschiedene gezähmte Wildvögel aus der Nähe bestaunen.
Katar liegt am Persischen Golf und ist daher ziemlich weit von berühmten europäischen Sehenswürdigkeiten entfernt. Doch das ist für die Bewohner kein Problem, sie bringen die Bauwerke kurzerhand zu sich. Es gibt ein ganzes Stadtviertel, in dem die Straßen Venedigs detailgetreu nachgeahmt werden. Ich war zu diesem Zeitpunkt noch nie in Venedig gewesen, muss aber sagen, dass es dort fast noch schöner als in der originalen Stadt aussah.
Außerdem gibt es ein Einkaufszentrum, das in zwei Teilen aufgebaut ist. In der einen Hälfte wurde das bekannte Einkaufszentrum von Mailand nachgebaut und man kann sich in den beeindruckenden Details der Deckenmalerei verlieren. Auf der anderen Seite gibt es noch einen Nachbau von Venedig, jeder Laden ist in einer anderen Farbe gehalten. Dort gibt es sogar einen angelegten Fluss, auf dem man mit Gondeln durch das Gebäude rudern kann. Dieses einzigartige Einkaufserlebnis werde ich nie vergessen!
Die Stadt gibt dem Begriff Comfort eine neue Bedeutung: Überall werden kostenlose Wagen, die man sonst von Golfplätzen kennt, zur Verfügung gestellt. Der nächste Laden ist auf der anderen Seite der Mall? Kein Problem, das außergewöhnliche Taxi bringt dich ohne Umstände dorthin. Vor allem im sehr heißen Sommer, ist jeder Aufenthalt außerhalb sehr anstrengend. Die kleinen Gefährte stehen auch in Parks zur Verfügung. Sogar vom Parkplatz direkt zum Eingang des Museums kann man sich kutschieren lassen.
Nach Sonnenuntergang haben wir dann diese fantastischen Sommernächte ausgenutzt und sind an der Promenade (al Cornish) spazieren gegangen. Dort konnte man die farbig beleuchteten Wolkenkratzer bewundern, tief einatmen und den Duft des Sommers aufsaugen sowie dem Plätschern des Wassers lauschen.
Katar bietet auch genügend Möglichkeiten, um sich weiterzubilden. Zum einen gibt es das bekannte National Museum of Qatar, welches mit verschiedenen themenbezogenen Ausstellungen auf eine Entdeckungsreise einlädt. Für Kunstinteressierte ist das Museum der islamischen Kunst ein wahres Fundstück. In einem modernen, weitläufigen Gebäude finden sich zahlreiche Meisterwerke von verschiedenen Künstlern. Doch selbst die durchdachte Gestaltung des Gebäudes ist schon einen Besuch wert. Das Museum ist umgeben von einem idyllischen Park, für den man auf jeden Fall auch genügend Zeit einplanen sollte.
An einem Tag haben wir auch einen Ausflug in die Wüste gemacht. Dort hat uns ein sehr witziger und sympathischer Qatari sicher durch die Wüste gefahren. Diese Autofahrt war ein aufregendes Abenteuer, wir sind sogar eine Düne heruntergerutscht. Auf der Rückfahrt haben wir noch an einem verlassenen Strandabschnitt gebadet- von dort konnte man die schemenhaften Umrisse von Saudi-Arabien erkennen!
Abschließend möchte ich euch noch eine kleine Anekdote erzählen, die mir nochmal die unterschiedliche Mentalität verdeutlicht hat. Wir waren in einer neu gebauten Einkaufsstraße und betraten einen Laden. Am Eingang der Tür blieb unser Bekannter an einer kleinen Türschwelle hängen und stolperte. Passiert ist zum Glück nichts. Doch keine zwei Sekunden später kam der Manager des Ladens zu uns hergeeilt, um sich besorgt bei uns zu entschuldigen und betonte mehrmals, wie leid es ihm tut. Daraufhin wurde der Vorfall mit der Türschwelle gleich dokumentiert und es würde mich nicht wundern, wenn der Eingang daraufhin umgebaut wurde.
Auch wenn Katar durch seine moderne und ausgefallene Architektur nicht unbedingt das typische traditionelle arabische Land ist, bin ich sehr dankbar, dass ich diese unvergessliche Reise machen durfte. Für mein nächste Reise in ein arabisches Land, werde ich mir aber ein Land aussuchen, in dem man etwas besser mit Einheimischen in Kontakt kommt.
Das Aladin-Institut plant momentan mehrere Sprachreisen nach Tunesien, Marokko, Jordanien und in den Oman. Unsere Arabischsprachreisen haben den einzigartigen Vorteil, dass das Aladin-Institut in vielen arabischen Ländern gut vernetzt ist und Du so garantiert arabische Muttersprachler unterschiedlicher Herkunft kennenlernen wirst.
Valeska Kolbe, 10.10.2022
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